#12 Lombok

Uns zieht es wieder nach Westen zur vierten indonesischen Insel unserer Reise. Schnorcheln, Einblicke in das Landleben einschließlich des Reisanbaus sowie eine neue Sportart prägen unseren Reisealltag.

INDONESIEN

10.10.2025

10/10/202513 min read

Mit einer Propellermaschine geht es weiter nach Lombok. Neben den Sicherheitskarten mit Info über Notausgänge und Verhalten im Fall einer Notlandung liegt eine weitere Karte in der Sitztasche. Ein Novum für uns. Auf der Karte sind beidseitig Gebete der verschiedenen Religionen abgedruckt. Während die Gebete für die Moslems, Katholiken, Protestanten und Anhänger des Konfuzianismus um einen guten Flug, Abwehr von schlechtem Wetter und insgesamt für die Flugcrew bitten, erhoffen sich das hinduistische und buddhistische Gebet Reinheit, Frieden und Glück. Whow - wieso sollte man Religionswissenschaften studieren, hier ist alles kompakt zusammengefasst. So unterschiedlich sind die Sichtweisen der Religionen, denke ich im ersten Moment und danach frage ich mich, welches Vertrauen hat die Airline in ihre eigenen Fluggeräte, wenn für jeden Fluggast eine Gebetskarte parat gestellt wird? Gesund und sicher landen wir auf Lombok.

Lombok - eine Welt zwischen Bali und Flores

Mit einer Propellermaschine geht es weiter nach Lombok. Neben den Sicherheitskarten mit Info über Notausgänge und Verhalten im Fall einer Notlandung liegt eine weitere Karte in der Sitztasche. Ein Novum für uns. Auf der Karte sind beidseitig Gebete der verschiedenen Religionen abgedruckt. Während die Gebete für die Moslems, Katholiken, Protestanten und Anhänger des Konfuzianismus um einen guten Flug, Abwehr von schlechtem Wetter und insgesamt für die Flugcrew bitten, erhoffen sich das hinduistische und buddhistische Gebet Reinheit, Frieden und Glück. Whow - wieso sollte man Religionswissenschaften studieren, hier ist alles kompakt zusammengefasst. So unterschiedlich sind die Sichtweisen der Religionen, denke ich im ersten Moment und danach frage ich mich, welches Vertrauen hat die Airline in ihre eigenen Fluggeräte, wenn für jeden Fluggast eine Gebetskarte parat gestellt wird? Gesund und sicher landen wir auf Lombok.

Lombok - eine Welt zwischen Bali und Flores

Unser erstes Ziel auf Lombok ist der Südwesten. Im Nordwesten liegen die drei berühmten Gili-Inseln: die Partyinsel Gili Trawangan, die Honeymoon-Insel Gili Meno und Gili Air, die irgendwo zwischen Feiern und Tiefenentspannung liegt. Schnorcheln und Tauchen kann man auf allen drei sehr gut. Wir wollen den dortigen Touristenströmen entgehen und haben uns daher für die weniger bekannten, noch nicht überlaufenen Secret Gilis entschieden, die man vom Festland bei Sekontong aus besuchen kann.

Putu, ein Freund des Betreibers der Unterkunft, holt uns ab. Als er erfährt, dass wir aus Deutschland kommen, fragt er, ob wir Cro und Apache 207 kennen; diese Sänger gehören zu seinen Lieblingsmusikern. Und so begleiten die beiden uns auf unserer gut einstündigen Fahrt nach Sekotong, teils im Duett mit Udo Lindenberg oder Clueso.

Lomboks Bevölkerung ist zu 90 % muslimischen Glaubens. Im Westen, der gegenüber von Bali liegt, leben allerdings einige Hindus. Auch die Familie, die unsere Unterkunft betreibt, gehört zu den Hindus. Ein für Privathaushalte sehr großer Tempel liegt mitten auf dem Gelände der Unterkunft. Dort spielen die Kinder und abends nutzt die Familie ihn als offenes Wohnzimmer. Vom Besitzer erfahren wir, dass zweimal im Jahr eine große Zeremonie dort stattfindet. Zum Sonnenuntergang gehen wir die 200 Meter zum Strand und sind mal wieder überrascht, wieviel Müll dort liegt.

Findet Nemo

Mit Laura und Eduardo aus Spanien, Anna, Josh und Lukas aus Deutschland brechen wir am nächsten Morgen gemeinsam zu einer Schnorcheltour auf. Eros ist unser Kapitän und Guide. Wir fahren vier Inseln an, von denen ersten beiden eine tolle Unterwasserwelt anbieten. Viele bunte Fische, eine Schildkröte und blaue Seesterne entdecken wir. Auf der dritten Insel grillt Eros für jeden einen leckeren Fisch, der einer Dorade ähnelt. Dazu eine leckere Barbequesauce. Der Müll, der bei uns in der gelben Tonne landen würde, wird nach dem Essen in der Glut des Feuers verbrannt. Wieder wird uns eine Schwierigkeit dieses Landes deutlich. Wo keine Müllabfuhr mit entsprechender Entsorgung angeboten wird, bleibt den Menschen nicht anderes übrig.

Anna und Josh sind schon länger in der Welt unterwegs und wollen nach Neuseeland weiterreisen. Anna hat bereits vor ein paar Jahren work and travel in Australien gemacht. Damals fuhr sie auf einer Farm Mähdrescher bei der Weizenernte. Die Mähdrescher fuhren automatisch, lediglich am Ende der riesigen, kilometerlangen Felder musste sie das Gefährt um 180 Grad drehen und zwischendrin kontrollieren, ob alles funktioniert. Es war langweilig, sie schaute Netflix ohne Ende oder hörte podcast. Das größte Problem bei den bis zu 12 Stunden Schichten bestand darin, nicht auf dem Mähdreschersitz einzuschlafen, aber die Bezahlung war sehr gut. Nun überlegen sie evtl. wieder dort ihre Geldbörse aufzufüllen. So erhalten wir beim Reisen in Indonesien nebenbei Einblicke in das Arbeitsleben in anderen Ländern.

Nachdem wir am Vortag auf dem Wasser waren, wollen wir uns nun der Landseite widmen. Indonesien gehört zu den weltweit beliebten Destinations für Surfer. Im Westen von Lombok liegt der Desert Point, ein völlig abgelegener weltweit bekannter Top-Surfspots. Mit einem Motorroller machen wir uns über gemütliche Landstraßen auf den Weg. Kinder winken uns zu, sie strecken ihre Hände aus und Ruth klatscht sie zur Freude der Kids ab. Der Name „Desert point“ - woher er auch immer kommt - irritiert, da es keine Wüste ist, aber die letzten 2,5 km der Anfahrt sind wüst. Es geht Berg hoch und runter, spitze, runde Steine, Schlaglöcher, scharfer Abbrüche, lockerer Kies und leicht sandiger Untergrund sind kein Zuckerschlecken. Wenn es zu heftig wird, steigt Ruth ab, so dass ich das Moped leichter zwischen den Steinen und den Berg hoch manövrieren kann. Zumal zu zweit das Aufsetzen des Chassis nicht unwahrscheinlich ist.

Wir erreichen ein kleines einfaches Dorf, das soweit von der Zivilisation abliegt, dass wir an zwei alten Dieselgeneratoren vorbeifahren, die den Strom erzeugen. Die Straße endet am Strand und plötzlich stehen wir knietief in der Surferszene, so als ob man in Hawaii sei. Abgefahren! Die Jungs und Mädels surfen bis zu 40 Sekunden eine Welle, teils verschwinden sie in der Pipeline, der „Röhre“, die sich bildet, wenn eine formvollendete Welle bricht und stehend wieder raus. Die anderen Surfbrett-Fetischisten chillen am Strand und beobachten ihre Kolleginnen und Kollegen. Wir lieben diese Atmosphäre und genießen, den Surfenden zuzusehen.

Ich glaube, in meinem nächsten Leben werde ich Surfer. Sie sind die Könige des Meeres. Nicht diese warmduschenden Motorboot- oderJetskifahrer, noch die Segler, Wind- und Kitesurfer (oder auch wir Kajakfahrer). Diese Ausdauer solange in den Wogen auf einem Brett zu sitzen, dabei auf eine geeignete Welle zu warten für diesen kurzen Moment der Glückseligkeit, dazu das mühsame Rauspaddeln durch die brechenden, überrollenden Wellen - da fallen mir nur zwei Worte ein Respekt und Helden!

Wir erreichen ein kleines einfaches Dorf, das soweit von der Zivilisation abliegt, dass wir an zwei alten Dieselgeneratoren vorbeifahren, die den Strom erzeugen. Die Straße endet am Strand und plötzlich stehen wir knietief in der Surferszene, so als ob man in Hawaii sei. Abgefahren! Die Jungs und Mädels surfen bis zu 40 Sekunden eine Welle, teils verschwinden sie in der Pipeline, der „Röhre“, die sich bildet, wenn eine formvollendete Welle bricht und stehend wieder raus. Die anderen Surfbrett-Fetischisten chillen am Strand und beobachten ihre Kolleginnen und Kollegen. Wir lieben diese Atmosphäre und genießen, den Surfenden zuzusehen.

Ich glaube, in meinem nächsten Leben werde ich Surfer. Sie sind die Könige des Meeres. Nicht diese warmduschenden Motorboot- oderJetskifahrer, noch die Segler, Wind- und Kitesurfer (oder auch wir Kajakfahrer). Diese Ausdauer solange in den Wogen auf einem Brett zu sitzen, dabei auf eine geeignete Welle zu warten für diesen kurzen Moment der Glückseligkeit, dazu das mühsame Rauspaddeln durch die brechenden, überrollenden Wellen - da fallen mir nur zwei Worte ein Respekt und Helden!

Wir packen mal wieder unsere sieben Sachen und machen uns auf den Weg. Dieses Mal zu den Reisterrassen von Tetebatu am Südhang des Rinjani, Indonesiens zweithöchsten Vulkan. Aman und seine Frau Ruth haben letztes Jahr neben ihrer eigenen kleinen, einfachen Unterkunft einen schönen Bungalow gebaut, den sie vermieten und bieten mit ihrer Familie Touren durch die Reisfelder an. Nach fünf Tagen haben wir nun eine Unterkunft mit warmer Dusche. Angesichts der hohen Temperaturen machte uns, das Duschen mit kühlen Leitungswasser in den anderen Unterkünften nichts mehr aus, aber ein paar Grad mehr, sind dann doch sehr angenehm. .

Amans jünger Bruder Jon wandert mit uns am nächsten Tag auf schmalen Pfaden durch die Reisterrassen. Nebenbei zeigt er uns verschiedene Obstbäume wie Guave, Passionsfrucht, Pomelon, Dragonfruit, Darian und Schlangenhautfrucht. Letztere probieren wir. Sie schmeckt leicht säuerlich, ähnelt ein wenig einem Apfel und der Name kommt von der geschuppten Haut. Gemüseanbau von Tomaten, Bohnen, Avocado sowie verschiedene Auberginenarten lernen wir kennen, ebenso Kakao, Vanille und Kaffee. Jon führt uns in den Reisanbau ein. Der Babyreis wird in kleinen Feldern vorgezogen und zu Büscheln gebunden, bevor er endgültig in Felder eingepflanzt wird. Nach vier Monaten wird er geerntet. Wir kommen an einem Feld vorbei, wo die Ernte gerade stattfindet. Viele Menschen dreschen den Reis. Es beteiligen sich auch Nachbarn an dieser Aktion, da sie das Gras kostenlos mitnehmen dürfen, um dann ihre Kühe zu füttern. Es herrscht ein nettes Plaudern und Schnacken während der Arbeit. Auch wir dürfen uns ausprobieren und dreschen Reis. Wir erfahren, dass Klebreis sechs Monate wächst und nicht gedrescht wird, sondern die Halme einzeln geerntet werden. Das verdeutlicht uns, weshalb Klebreis einen höheren Preis hat. .

Weiter geht es zu einem Wasserfall, um diesen zu erreichen, dürfen wir über einen Bambussteg, ein paar Felsen und durch das Flussbett gehen. Ein nettes Plätzchen. Eine Schulklasse besucht den Ort ebenso und ein Mädchen interviewt uns, während die andere uns filmt. Ob uns der Wasserfall gefalle und woher wir kommen, sind die zentralen Fragen. Ihr Lehrer hat ihnen die Aufgabe gegeben, Besucher des Wasserfalls zu interviewen. Da antworten wir doch gerne.

In einem Warung trinkt Ruth Muskatnusstee und ich lokalen Kaffee. Uns werden die verschiedenen Gewürze vorgestellt und auch zum Kauf angeboten. Wir würden ja zuschlagen, wenn wir direkt nach Hause fahren würden. Das Schleppen und die strengen Einreisebestimmungen in Australien halten uns davon ab.

Nun machen wir uns auf den Weg in den Affenwald. In diesem leben neben den bekannten, in Indonesien oft vorkommenden, grauen Affen und die scheuen „Black-Monkey“- Schwarzer Haubenlanguren. Wir sehen eine Familie, dieser träge in den Bäumen abhängenden Spezie. Dann gibt es bei Jons Schwiegermutter Mittagessen, bevor es nach „Hause“ geht. Dort schauen wir unserer Gastmutter Ruth beim Rösten des Kaffees in einer Schale über den offenem Feuer zu. Anschließend zerstößt sie die Bohnen in einem Mörser. Auch Ruth probiert sich aus. Am Ende des Tages resümieren wir, ein sehr schöner, informativer Tag, der uns tiefere Einblicke in das hiesige Leben gewährte

Der Schwager von Aman fährt uns am nächsten Tag nach Kuta im Süden der Insel. Es ist der andere Touristenhotspot neben den drei Gili-Inseln im Nordwesten. Es heißt, so seien das balinesische Kuta und Uluwatu vor zwanzig Jahren gewesen. Nach einer Woche schlürfe ich mal wieder Cappuccino. Der lokale Kaffee, bei dem heißes Wasser auf gemahlenen Kaffeepulver gegeben wird, ist zwar auch lecker, doch ich liebe einfach dieses milchgeschäumte italienische Original. Wir spazieren zum Strand, sind mal wieder ob der Abfälle wenig amüsiert. Ein wenig weiter westlich reduziert sich der Abfall erheblich. Tagsdrauf schnappen wir uns einen Roller und cruisen zum 20 km westlich gelegenen Selong Belanak Beach. Gemütlich von Liegen schauen wir dem Treiben zu. Die hiesigen Wellen sind für Surfanfänger ein idealer Lernort. Schließlich packt mich auch der Ehrgeiz und ein paar Jahrzehnte nach meinem zwanzigsten Geburtstag erprobe ich mich erstmalig in dieser für mich neuen Sportart. Nach fünf Minuten Trockenübung am Strand geht es mit meinem Lehrer Sandi aufs (oder genauer formuliert eigentlich ins) Wasser. Eine nasse, auf Dauer nicht unanstrengende Erfahrung, die mir angesichts kleiner Erfolge - wie drei Sekunden stehend auf einer Welle zu gleiten - Spaß bereitet. Das Mittagessen habe ich mir wahrlich verdient. Rührend finde ich, wie Ruth begeistert ist und sich für mich von Herzen mitfreut.

Zum Sonnenuntergang fahren wir zum Aussichtspunkt Bukit Merese. Über mehrere Hügel verteilt sitzen einheimische Familien und Touristen und genießen den Blick aufs Meer, Landschaft und die Lichtverhältnisse. Eine sehr schöne, friedliche Stimmung überzieht die Hügel. Auf der Rückfahrt machen wir einen Zwischenstopp an einem Warung fürs Abendessen und tauschen uns über diesen tollen abwechslungsreichen und zugleich entspanntem Tag aus - bis zu dem Moment, wo der Muezzin der benachbarten Moschee in einer derartigen Lautstärke loslegt, dass wir nur noch lachen können, weil wir statt harmonisch zu plaudern uns nur noch wie ein keifendes Ehepaar anbrüllen können. Zwei Tage zuvor in Tetebatu rief ein Muezzin um Viertel nach Vier morgens zum Gebet auf. Es gesellten sich zwei weitere Muezzine von anderen Moscheen dazu. Offensichtlich hatten die drei sich nicht im Vorwege auf eine Tonart geeinigt, so dass über eine Stunde lang ein zerfranster Klangteppich sich über das Dorf und die umgliegenden Reisfelder legt.

Zum Sonnenuntergang fahren wir zum Aussichtspunkt Bukit Merese. Über mehrere Hügel verteilt sitzen einheimische Familien und Touristen und genießen den Blick aufs Meer, Landschaft und die Lichtverhältnisse. Eine sehr schöne, friedliche Stimmung überzieht die Hügel. Auf der Rückfahrt machen wir einen Zwischenstopp an einem Warung fürs Abendessen und tauschen uns über diesen tollen abwechslungsreichen und zugleich entspanntem Tag aus - bis zu dem Moment, wo der Muezzin der benachbarten Moschee in einer derartigen Lautstärke loslegt, dass wir nur noch lachen können, weil wir statt harmonisch zu plaudern uns nur noch wie ein keifendes Ehepaar anbrüllen können. Zwei Tage zuvor in Tetebatu rief ein Muezzin um Viertel nach Vier morgens zum Gebet auf. Es gesellten sich zwei weitere Muezzine von anderen Moscheen dazu. Offensichtlich hatten die drei sich nicht im Vorwege auf eine Tonart geeinigt, so dass über eine Stunde lang ein zerfranster Klangteppich sich über das Dorf und die umgliegenden Reisfelder legt.