#13 Makassar und Sorong

Über Makassar reisen wir nach Sorong, um von dort zu einem Kajaktrip zu starten.

INDONESIEN

14.10.2025

10/14/20258 min read

Da es von Lombok keine direkte Flugverbindung nach Sorong in Südwestpapua gibt, wählen wir Makassar, die Hauptstadt der indonesischen Insel Sulawesi, als Zwischenstop aus. Um die zwei Millionen Menschen wohnen hier. Unsere Unterkunft liegt zentral in einer Sackgasse und hat koloniales Flair. Die Stadt ist kein touristisches Sammelbecken, nirgends sehen wir Menschen aus unserem Kulturkreis. Als wir nach unserer Ankunft ein nahegelegenes Restaurant aufsuchen, benötigen wir google translator, um das kulinarische Angebot zu erahnen. Wir flanieren am nächsten Vormittag die Uferpromenade von Makassar entlang, blicken auf zwei Moscheen. Die Masjid Kubah Moschee hat 99 Türme, für jeden Namen Allahs einen, lese ich in einem Reiseführer.

Im Hafenbecken schwimmt reichlich Müll und da Ebbe ist, riecht es auch nicht angenehm, so dass wir zügig weitergehen. Ruth benötigt eine Briefmarke für eine Postkarte also suchen wir ein Postoffice (siehe Ruths polarsteps- Beitrag). Wir passieren ein paar Polizeifahrzeuge inklusive eines Wasserwerfers. Makassar war eines der Zentren der vielen landesweiten Proteste gegen die Regierung im August/ September und offensichtlich wollen die Behörden nicht erneut überrascht werden. Schweißströme durchnässen unsere T-Shirts und wir suchen ein kühles Café auf.

Bevor wir die nächsten zwei Wochen in der indonesischen Insel- und Dschungelwelt uns bewegen, gönnen wir uns am letzten Abend nochmal eine Pizza. Erst hier treffen wir auf die ersten nicht Indonesier. Das Restaurant wird von einem Sarden betrieben. Weshalb allerdings zwischendrin Tiroler Zittermusik aus dem Lautsprecher erschallt, erschließt sich uns nicht. Am Ende unserer Wohnstraße werden auf dem Bürgersteig abends schmale Grills aufgebaut und dann Sate-Spieße (Hähnchenspieße mit Erdnuss oder Chilisauce) ohne Ende gegrillt. Der Stand ist selbst auf google maps mit guten Bewertungen zu finden. Er ist offensichtlich stadtbekannt, da viele Familien mit ihrem Fahrzeug vorfahren, sich die Hähnchenspieße vor Ort durchs Fenster anreichen lassen und dann genüßlich im Wagen am Straßenrand verspeisen. Drive-in auf indonesisch. Same, same, but different.

Makassar und Ruths IKEA-Männer-WG in Sorong

Da es von Lombok keine direkte Flugverbindung nach Sorong in Südwestpapua gibt, wählen wir Makassar, die Hauptstadt der indonesischen Insel Sulawesi, als Zwischenstop aus. Um die zwei Millionen Menschen wohnen hier. Unsere Unterkunft liegt zentral in einer Sackgasse und hat koloniales Flair. Die Stadt ist kein touristisches Sammelbecken, nirgends sehen wir Menschen aus unserem Kulturkreis. Als wir nach unserer Ankunft ein nahegelegenes Restaurant aufsuchen, benötigen wir google translator, um das kulinarische Angebot zu erahnen. Wir flanieren am nächsten Vormittag die Uferpromenade von Makassar entlang, blicken auf zwei Moscheen. Die Masjid Kubah Moschee hat 99 Türme, für jeden Namen Allahs einen, lese ich in einem Reiseführer.

Im Hafenbecken schwimmt reichlich Müll und da Ebbe ist, riecht es auch nicht angenehm, so dass wir zügig weitergehen. Ruth benötigt eine Briefmarke für eine Postkarte also suchen wir ein Postoffice (siehe Ruths polarsteps- Beitrag). Wir passieren ein paar Polizeifahrzeuge inklusive eines Wasserwerfers. Makassar war eines der Zentren der vielen landesweiten Proteste gegen die Regierung im August/ September und offensichtlich wollen die Behörden nicht erneut überrascht werden. Schweißströme durchnässen unsere T-Shirts und wir suchen ein kühles Café auf.

Bevor wir die nächsten zwei Wochen in der indonesischen Insel- und Dschungelwelt uns bewegen, gönnen wir uns am letzten Abend nochmal eine Pizza. Erst hier treffen wir auf die ersten nicht Indonesier. Das Restaurant wird von einem Sarden betrieben. Weshalb allerdings zwischendrin Tiroler Zittermusik aus dem Lautsprecher erschallt, erschließt sich uns nicht. Am Ende unserer Wohnstraße werden auf dem Bürgersteig abends schmale Grills aufgebaut und dann Sate-Spieße (Hähnchenspieße mit Erdnuss oder Chilisauce) ohne Ende gegrillt. Der Stand ist selbst auf google maps mit guten Bewertungen zu finden. Er ist offensichtlich stadtbekannt, da viele Familien mit ihrem Fahrzeug vorfahren, sich die Hähnchenspieße vor Ort durchs Fenster anreichen lassen und dann genüßlich im Wagen am Straßenrand verspeisen. Drive-in auf indonesisch. Same, same, but different.

Makassar und Ruths IKEA-Männer-WG in Sorong

Unser Weiter geht es mit dem Flieger nach Sorong. Glücklich stimmt mich, dass ich wie beim letzten Flug einen Platz am Notausgang ergattern kann. Der normale Sitzabstand ist auf die indonesische Beinlänge abgestimmt. Ich kann nur eingeklemmt oder  breitbeinig dort sitzen.

Sorong - Südwestpapua

Sorong liegt auf Neuguinea, der nach Grönland zweitgrößten Insel der Welt und zählt zu den wichtigsten Häfen der Öl- und Gasindustrie in Indonesien. Die Inseln im Osten Indonesien verfügen über viele Rohstoffe wie Nickel, Gold und weitere Metalle, die die industriellen Herzen unserer Welt erfreuen.

Auch die Marine hat hier ihren östlichen Stützpunkt. Von daher lädt es unter touristischen Aspekten nicht gerade ein, obwohl Sorong der Ausgangspunkt für Raja Ampat mit seinem traumhaften Tauchrevieren ist.

Raja Ampat heißt vier Königreiche. Dieses sind die vier Hauptinseln Waigeo, Salawat, Banana und Misool, das wir in den nächsten knapp zwei Wochen erkunden werden. Welche vier Königreiche geschichtlich gemeint sind, weiß eigentlich keiner.

Ruths IKEA-Männer-WG

An der Unterkunft werden wir vom hiesigen Team des Millekul-Kajakanbieters herzlich begrüßt. Wir beziehen unser Zimmer mit Etagenbett und trinken plaudernd Kaffee. Niklas ist vor Kurzem aus Schweden gekommen und hat viel Equipment mitgebracht, selbstverständlich vor allem von dem einen bekannten Unternehmen. Überall findet man Ikea-Produkte und -Kartons. Vor ein paar Tagen wurde das Erdgeschoss bei einem Starkregen unter Wasser gesetzt, da es keine Drainage gibt und so erfolgen nun ein paar Instandhaltungsarbeiten. Nebenbei werden Ikea-Rollos an den Fenstern angebracht. Der Tisch im Aufenthaltsraum vereint ein buntes Potpourri bestehend aus Essen, Kaffeebecher, Werkzeug, Bohrmaschine, Laptops, Bücher. So mag es wohl in mancher Männer-WG aussehen.

Prio geht mit uns auf einen Hügel, von wo wir einen Blick über Meer und Teile des Hafens haben. Der Hügel liegt auf dem Grundstück einer Familie, die eine Art kleine Kapelle neben einem Gipfelkreuz gebaut haben. Prio fragt um Erlaubnis, ob wir zum Hügel dürfen, was freundlich erlaubt wird. Prio ist geschichtlich sehr interessiert und so erfahren wir, dass die Insel Neuguinea im Osten aus dem Staat Papua Neuguinea und im Westen Südwestpapua besteht, wo wir gerade sind, das 1963 von Indonesien besetzt wurde. Die Teilung kommt geschichtlich daher, dass der Westen von den Holländern beherrscht wurde und der Osten der Insel von den britischen Kolonialmacht. Es gibt immer noch eine Unabhängigkeitsbewegung im indonesischen Teil von Papua, die von der Regierung stark - auch militärisch - bekämpft wird. Bereits am Flughafen sprang uns ein markantes Plakat ins Auge: „Wir lehnen Intoleranz, Radikalismus und Terrorismus in Südwest-Papua ab.“ - ein moralischer Appell an die einheimische Bevölkerung. Angesichts der reichen Rohstoffvorkommen kein Wunder, dass die indonesische Regierung schnell und resolut jedes Unabhängigkeitsbestreben der indigenen Bevölkerung unterdrückt. Mit dem seit 1969 eingeführten Transmigrasi-Programm lockte die Regierung überwiegend moslemische Menschen aus anderen Teilen Indonesiens hierher. Lockmittel waren schneller Zugang zu Krediten, einfache Geschäftseröffnung und Grundstücke in besseren Wohngegenden. Dieses führt dazu, dass der prozentuale Anteil der indigenen Bevölkerung, die protestantischen Glaubens ist, fortlaufend reduziert wird. Das erinnert uns an den chinesischen Umgang mit Tibet. Weiter berichtet Prio, dass hier Protestanten und Moslems leben. Vor hunderten von Jahren kamen arabische Händler mit ihren Segelbooten, um Gewürze zu erwerben. Sie richteten hier eine Handelsstation ein. Viele heirateten hiesige Frauen. Auch kamen holländische Händler, richteten sich hier ebenfalls ein und importierten den Protestantismus.

Ein aktuell nicht unerhebliches Problem neben Armut ist der Alkoholkonsum, der teils zu aggressiven Auftreten von einzelnen Personen führt, erzählt Prio.

Einen beeindruckenden Crashkurs erhalten wir von Prio und als wir später selber weiter recherchieren, wird uns die Dimension der strategischen Unterdrückung der indigenen Bevölkerung West-Papua erst richtig bewusst.

Abends gehen wir mit Niklas, Prio und Gillan an der Hauptstraße essen. Niklas will in einem einfachen Warung einkehren, doch Gillan wehrt dieses ab. Er scheint die hiesigen Hygieneverhältnisse zu kennen. Beunruhigend und beruhigend zugleich. Wir wählen einem Warung, den alle drei gutheißen. Vorher holen wir uns jeder in einem kleinen Kiosk, der wie ein Brettverschlag wirkt, eine Dose Bier. Gillan erleben wir ebenfalls als einen sehr offenen und interessierten jungen Mann. Er befragt uns nach Deutschland, unter anderem auch nach der Kultur des Oktoberfests. Als wir ihm erzählen, dass Deutschland 84 Millionen Einwohner hat und vielleicht rund drei Millionen das Oktoberfest feiern und der Rest dieses nicht täte, ist er beeindruckt. Das ändere sein Bild von Deutschland.

Mit Prio plaudern wir am nächsten Tag darüber, wie er zum Seekajakfahren kam. Obwohl Indonesien so viele Inseln und faszinierende Wasserwelt bietet, ist Trekking und Wandern sehr beliebt. Es gibt viele Bergwanderclubs in Indonesien, aber nur ein paar Kajakfahrer. Prio lernte ein paar Wildwasserfahrer kennen, doch ihm sagte das Seekajakfahren mehr zu und so gründete er mit einem Freund den ersten Seekajakclub in Indonesien. Ein paar Jahre später nahm Niklas aus Schweden, der verschiedene Orte in Asien erkundete, Kontakt mit ihm auf mit der Frage nach guten Kajakrevieren und schließlich beschlossen sie gemeinsam im Jahr 2017 Kajaktouren anzubieten. Der Schwerpunkt liegt nicht im Kilometer abreißen, sondern in einer tollen Landschaft viele schöne Erfahrungen zu sammeln. Das Kajak ist das Fortbewegungsmittel, so wie bei uns häufig das Fahrrad als fahrbarer Untersatz genutzt wird. Um in dem Archipelago von Misool zu fahren, benötigen sie die Zustimmung der dortigen Clans. Diese Aufgabe übernimmt Prio paddelnd mit seinem diplomatischen Geschick. Gillan organisiert die Touren, Sella und Chitra kümmern sich ums Büro. Niklas als Gründer kümmert sich um Equipment und - so wie wir es erleben - ist er Mädchen für alles.

Zum Sonnenuntergang besuchen wir mit Prio die Pagode der hiesigen chinesischen buddhistischen Community. Sie liegt ebenso wie der dazugehörige Tempel auf einem Hügel und von dort haben wir einen schönen Blick auf Meer und Hafen. Die Küsterin (oder wie auch immer diese Funktion in der buddhistischen Gemeinschaft genannt wird) schließt um 18 Uhr den Tempel, ab. Sie sagt, dass der große Gong und die Trommel auf der anderen Seite des Tempels dreimal geschlagen werden und fragt uns, ob einer von uns dieses Amt übernehmen wolle. Die Chance buddhistischen Lärm zu veranstalten, lässt sich Ruth nicht entgehen. Noch lange sitzen wir mit Prio auf den Stufen vor dem Tempel, sinnieren über das Leben in verschiedenen Kulturen und genießen den Sonnenuntergang nebst der beeindruckenden Wolkenstimmung.

Offline  bis Ende Oktober

Wir werden nun zwei Wochen durch die Inselwelt von Misool paddeln, bei Familien übernachten oder campen. Sicher eine spannend, beeindruckende Erfahrung wird es für uns werden. Nur ganz wenige Punkte haben Mobilfunkempfang. 95% haben keine Netzabdeckung. Folglich geduldet euch bis Ende Oktober, wenn wir wieder digital berichten werden.