city skyline under blue sky during daytime

#6 Kuala Lumpur - Der Einstieg in Südostasien

Nach unserer insgesamt 17 stündigen Flugreise landen wir um 15 Uhr Ortszeit in Kuala Lumpur. Als wir das wohlklimatisierte Flughafengebäude zum Taxi verlassen, empfängt uns in eine tropisch-feuchtheiße Wand. Der Flughafen liegt etwas über 50 km südlich der Stadt und so nähern wir uns langsam der Stadt. Grüne Hügel, moderne Hochhauswohnsiedlungen und ältere Reihenhäuser säumen den Weg. Wir beziehen unser schönes Appartement im 15. Stock der Ceylonz suites. Vom Bett aus schauen wir auf den nahen Merdeka 118, dem mit 682 m zweithöchsten Gebäude der Welt, das letztes Jahr fertiggestellt wurde. Abends wird es wie viele Gebäude in Kuala Lumpur illuminiert. Uns erinnert das Hochhaus mit scharfer Spitze an einen Schwertfisch.

Auf dem Dach unseres Appartementhaus befindet sich ein Garten mit Bäumen, von dem man in verschiedene Richtungen schauen kann. Zwei Etagen tiefer lädt ein Infinitypool zum Abkühlen ein.

Im Gegensatz zu Singapur und Malakka liegt Kuala Lumpur im Landesinneren, 40 Kilometer von der Küste enfernt. Kuala Lumpur heißt übersetzt "Schlammige Flussmündung" - ein eigentümlicher Name für die glitzernde Metropole. Mitte des 19. Jahrhunderts fanden Abenteuerer an dieser Stelle, wo das braune, schwebteilehaltige Wasser des Klang und des Gombak aufeinandertreffen, Zinn und damit begann der Aufstieg von KL - wie Kuala Lumpur hier abgekürzt wird. Beruhigend, dass Hamburg nach der Hammaburg und nicht nach dem bräunlichen Zusammenfluss von Alster und Elbe benannt wurde...

KL hat 2 Millionen Einwohner und 8 Millionen Menschen wohnen in der Metropolregion. Es ist ein Schmelztiegel der Kulturen, der sich in der religiösen und kulinarischen Vielfalt zeigt. Die Malaien sind überwiegend Moslems. Die britischen Kolonialherren bauten Kirchen. Für die Arbeit in den Zinnminen holten sie billige Arbeitskräfte aus China und für die Tätigkeiten in den Kautschuk- und Teeplantagen aus Indien. So entstand eine Vielfalt aus Kirchen, Moscheen, hinduistischen und buddhistisch-taoistischen Tempeln. Und diese Vielfalt spiegelt sich auch in Architektur und den Küchen wider, wie wir schon am ersten Tag feststellen.

Merdeka 118 - Kuala Lumpur
Merdeka 118 - Kuala Lumpur

Nachdem wir uns ein wenig erholt haben, gehen wir in einem indischen Restaurant essen. Auf dem Weg passieren wir einen kleinen hinduistischen Tempel an einer Straßenecke, an dem Blumengebinde und -ketten, die auf der gegenüberliegenden Seite an kleinen Ständen verkauft werden, dem Elephantengott Ganesh dargereicht werden. 80m weiter befindet sich in einer kleinen hundert Jahre alten Kolonialhäuserzeile das Restaurant. Ein schöner anachronistischer Gegenpol zu der Beton-Glitzerwelt ringsherum. Der Inhaber des einfach, aber bunt ausgestatteten Lokals empfängt uns, ist von Ruths Haaren angetan und fragt, woher wir kommen. Als wir die Frage beantworten, erzählt er, dass er in Deutschland gelebt habe: Bielefeld, Gütersloh, Wuppertal und Berlin. Während wir essen, steht er direkt neben unserem Tisch und spricht lautlos einige Minuten zur Wand. Anschließend dreht er sich zu uns und erklärt uns, dass er Muslim sei, fünfmal am Tag bete und nun war das Abendgebet dran. Solche Momente, in denen wir Einblicke in andere Lebenswelten bekommen, schätzen wir sehr beim Reisen. Es erweitert den eigenen Horizont.

39. Stock - Gartenterrasse - Kuala Lumpur
39. Stock - Gartenterrasse - Kuala Lumpur
Ceylonz Suites mit Dachgarten
Ceylonz Suites mit Dachgarten
Infinitypool auf dem 39. Stock - Kuala Lumpur
Infinitypool auf dem 39. Stock - Kuala Lumpur
Blumen für Ganesh als Opfer
Blumen für Ganesh als Opfer
Hinduistischer Tempel - Ganesh
Hinduistischer Tempel - Ganesh

Seit 1957 ist Malaysia unabhängig von Großbritanien. Singapur schloss sich 1959 Malaysia an, um ebenfalls dem britischen Protektorat zu entkommen, separierte sich auf Grund ethnischer Konflikte zwischen Malaien und Chinesen 1965. Den Chinesen in Malaysia, die die Minderheit bilden, wurde immer wieder ein Übermaß von wirtschaftlichem Einfluss vorgeworfen. Dieses führte u.a. 1969 in Kuala Lumpur zu heftigen Auseinandersetzungen mit hunderten von Toten. Der neue Ministerpräsident Mahathir bin Mohamads setzte mit seinem Regierungsantritt 1981 das Ziel bis 2020 Malaysia zu einem vollständigen Industrieland umzubauen. Seitdem gab es ein immenses Wirtschaftswachstum und viele Investitionen. Das Meer an Wolkenkratzer ist der beste Beweis. 1999 wurden die Zwillingstürme der Petronas-Towers eröffnet, die mit 452m bis 2004 das höchste Gebäude der Welt waren. Immer noch ein beeindruckendes Gebäude.

Hindutempel Kuala Lumpur Eingang
Hindutempel Kuala Lumpur Eingang
Hindutempel Kuala Lumpur innen
Hindutempel Kuala Lumpur innen
Hindutempel Kuala Lumpur Säule
Hindutempel Kuala Lumpur Säule

Wir durchstreifen das quirlige Chinatown mit seiner berühmten Petaling Street, in der Plagiate von luxuriösen Taschen, Kleidungs-stücken bis hin zu namhaften Uhren angeboten werden. In einer Neben-straße besuchen wir einen chinesischen Tempel und zwei Straßen weiter treffen wir einen hinduistischen Tempel. Anschließend geht es mit der Bahn zum Platz der Unabhängigkeit, auf dem die Unabhängigkeit 1959 deklariert wurde. Vorher haben die britischen Kolonialherren hier Kricket gespielt. Die Rasenfläche wird von deren Kolonialbauten auf der einen und einer großen Moschee auf der anderen Seite gesäumt. Am Ende des Rasenplatzes steht ein 100m hoher Fahnenmast, an dem die Nationalflagge weht.

Chinesischer Tempel in Chinatown
Chinesischer Tempel in Chinatown
Drachen am Chinesischer Tempel in Chinatown
Drachen am Chinesischer Tempel in Chinatown
Hindutempel Kuala Lumpur Wandgemälde
Hindutempel Kuala Lumpur Wandgemälde

Tagsdrauf geht es zu den Batu Caves. In Höhlen befinden sich hinduistische Tempel. Früher lagen sie weiter außerhalb der Stadt, nun ist die Stadt bis an ihre Füße herangerobbt. Es ist heiß, sehr heiß. Selbst bei Wechseln von einem Bahngleis zum anderen, bei dem man ca. 150 m geht, transpirieren wir heftig. Unsere Oberkleidung und auch die Hosen zeigen deutliche Nässeflecken, während andere Touristen aussehen, als ob sie die Kleidung vor fünf Minuten erst angelegt haben. Wie machen die das nur?

Die Batu Caves liegen erhöht und sind über eine steile bunte Treppe zu erreichen. 272 Stufen, die unsere Schweißporen noch weiter in Wallung bringen. Im Gegensatz zu den anderen Tempeln, die wir am Vortag und am Folgetag besuchen, herrscht hier kein mystisches Flair. Die Touristenmasse überwiegt bei weitem. Affen sind die eigentlichen Herrscher in diesem Revier und in der großen Höhle. Wenn sie einen Touristen mit Essen oder einer Plastiktüte sehen, attackieren sie die Touristen und entwenden diese. Sie zeigen taktisches Raffinese. Wir wagen es nicht unseren Rucksack zu öffnen.

Wir nehmen den nächsen Zug zurück, wandern durch Little India, in dem inzwischen Geschäfte für Gold und für moslemische Mode vorzufinden sind. Wir machen eine Kaffeepause in einem Restaurant, das 10 Minuten von unserer Unterkunft entfernt ist. Kurz bevor wir los wollen, beginnt heftiger Regen. Wir wollen abwarten und warten, warten und warten. Da wir nicht entsprechend ausgestattet sind, buchen wir erstmalig einen "grab", das ist das asiatische Uber. Selbst reguläre Taxis kann man darüber buchen. Der Fahrer hat 27 Minuten Anfahrt. Obwohl er über die app darüber informiert ist, dass wir nur 5 Minuten per Auto von der Unterkunft entfernt sind, nimmt er die Fahrt an. 

Ruth möchte gerne den taotischen Thean Hou Temple besichtigen, der weiter südlich liegt. Die Anfahrt dauert mit öffentlichen Verkehrsmittel über eine Stunde und beinhaltet einen halbstündigen Fussmarsch auf den Hügel. Angesichts der schweißdurchtriebenen Erfahrungen vom Vortag bin ich nicht begeistert. Ruth schlägt vor, einen "Grab" zu probieren. Wir bestellen einen Wagen, der fünf Minuten nach Bestellung vorm Hotel vorfährt und uns zwanzig Minuten später am Tempel absetzt. Selbst Taxifahrer bieten über "Grab" ihre Dienste an. Am Eingang unserer Unterkunft baut jeden Morgen eine junge Frau einen kleinen Stand mit ihrer Espressomaschine auf und bietet den Gästen ihre Kaffevariationen an. Sowas unterstütze ich gerne und gehe jeden Morgen mit meinem Thermobecher zu ihr. Während ich warte, fahren immer wieder "Grab"-Rollerfahrer vor. Aus den Fahrstühlen kommen dann junge Menschen des westlichen Kulturkreises und nehmen ihr bestelltes Frühstück entgegen. Bequem, für mich selber etwas befremdlich; scheinbar bin ich schon old-school. Ich mag gerne morgens durch eine Stadt zum Bäcker gehen, Brötchen kaufen und einen Cappucino schlürfen. Auch hier mache ich mich am vorletzten Tag auf dem Weg zu einer ca. 800 m. entfernten Bäckerei, die wir am Vortag entdeckt haben. Morgens hat jede Stadt ihren besonderen Charme, bevor - insbesondere in touristischen Hotspots - die Sightseeing-Massen losstürmen.

Im Thean Hou Temple praktizieren chinesische Buddhisten ihre Opfergaben und Gebete. Der Tempel wurde erst 1989 erbaut, wirkt aber älter und ist mit spirituellem Leben erfüllt. Die paar Touristen scheinen wenig zu stören. Dazu noch ein Blick über die Stadt. Wahrlich der Ausflug hat sich gelohnt.

Kuala Lumpur, dieser Mix aus Moderne und Tradition zieht uns in seinen Bann. Sei es die glitzernde Skyline und ihre berühmten Bauten wie Petrona Towers, KL Tower (Fernsehturm) und der Merdeka 118, genauso das Leben in den Straßen. Lächeln müssen wir, als wir sehen, dass der Luxusfahrzeugbauer Ferrari und der günstige Outdoormarkt decathlon direkte Nachbarn sind.  Sportwagen und Sportartikel unter einem Dach.

Als Einstieg für Asien haben wir uns nicht den schlechtesten Ausgangspunkt ausgesucht. Nicht so gehypt wie Bangkok, Singapur oder Shanghai und gerade darin liegt der Reiz. 

Nach unserer insgesamt 17 stündigen Flugreise landen wir um 15 Uhr Ortszeit in Kuala Lumpur. Als wir das wohlklimatisierte Flughafengebäude zum Taxi verlassen, empfängt uns in eine tropisch-feuchtheiße Wand. Der Flughafen liegt etwas über 50 km südlich der Stadt und so nähern wir uns langsam der Stadt. Grüne Hügel, moderne Hochhauswohnsiedlungen und ältere Reihenhäuser säumen den Weg. Wir beziehen unser schönes Appartement im 15. Stock der Ceylonz Suites. Vom Bett aus schauen wir auf den nahen Merdeka 118, dem mit 682 m zweithöchsten Gebäude der Welt, das letztes Jahr fertiggestellt wurde. Abends wird es wie viele Gebäude in Kuala Lumpur illuminiert. Uns erinnert das Hochhaus mit scharfer Spitze an einen Schwertfisch.

Auf dem Dach unseres Appartementhaus befindet sich ein Garten mit Bäumen, von dem man in verschiedene Richtungen schauen kann. Zwei Etagen tiefer lädt ein Infinitypool zum Abkühlen ein.

Im Gegensatz zu Singapur und Malakka liegt Kuala Lumpur im Landesinneren, 40 Kilometer von der Küste enfernt. Kuala Lumpur heißt übersetzt "Schlammige Flussmündung" - ein eigentümlicher Name für die glitzernde Metropole. Mitte des 19. Jahrhunderts fanden Abenteuerer an dieser Stelle, wo das braune, schwebteilehaltige Wasser des Klang und des Gombak aufeinandertreffen, Zinn und damit begann der Aufstieg von KL - wie Kuala Lumpur hier abgekürzt wird. Beruhigend, dass Hamburg nach der Hammaburg und nicht nach dem bräunlichen Zusammenfluss von Alster und Elbe benannt wurde...

KL hat 2 Millionen Einwohner und 8 Millionen Menschen wohnen in der Metropolregion. Es ist ein Schmelztiegel der Kulturen, der sich in der religiösen und kulinarischen Vielfalt zeigt. Die Malaien sind überwiegend Moslems. Die britischen Kolonialherren bauten Kirchen. Für die Arbeit in den Zinnminen holten sie billige Arbeitskräfte aus China und für die Tätigkeiten in den Kautschuk- und Teeplantagen aus Indien. So entstand eine Vielfalt aus Kirchen, Moscheen, hinduistischen und buddhistisch-taoistischen Tempeln. Und diese Vielfalt spiegelt sich auch in Architektur und den Küchen wider, wie wir schon am ersten Tag feststellen.

Merdeka 118 - Kuala Lumpur
Merdeka 118 - Kuala Lumpur

Nachdem wir uns ein wenig erholt haben, gehen wir in einem indischen Restaurant essen. Auf dem Weg passieren wir einen kleinen hinduistischen Tempel an einer Straßenecke, an dem Blumengebinde und -ketten, die auf der gegenüberliegenden Seite an kleinen Ständen verkauft werden, dem Elephantengott Ganesh dargereicht werden. 80m weiter befindet sich in einer kleinen hundert Jahre alten Kolonialhäuserzeile das Restaurant. Ein schöner anachronistischer Gegenpol zu der Beton-Glitzerwelt ringsherum. Der Inhaber des einfach, aber bunt ausgestatteten Lokals empfängt uns, ist von Ruths Haaren angetan und fragt, woher wir kommen. Als wir die Frage beantworten, erzählt er, dass er in Deutschland gelebt habe: Bielefeld, Gütersloh, Wuppertal und Berlin. Während wir essen, steht er direkt neben unserem Tisch und spricht lautlos einige Minuten zur Wand. Anschließend dreht er sich zu uns und erklärt uns, dass er Muslim sei, fünfmal am Tag bete und nun war das Abendgebet dran. Solche Momente, in denen wir Einblicke in andere Lebenswelten bekommen, schätzen wir sehr beim Reisen. Es erweitert den eigenen Horizont.

39. Stock - Gartenterrasse - Kuala Lumpur
39. Stock - Gartenterrasse - Kuala Lumpur
Ceylonz Suites mit Dachgarten
Ceylonz Suites mit Dachgarten
Infinitypool auf dem 39. Stock - Kuala Lumpur
Infinitypool auf dem 39. Stock - Kuala Lumpur
Blumen für Ganesh als Opfer
Blumen für Ganesh als Opfer
Hinduistischer Tempel - Ganesh
Hinduistischer Tempel - Ganesh

Seit 1957 ist Malaysia unabhängig von Großbritanien. Singapur schloss sich 1959 Malaysia an, um ebenfalls dem britischen Protektorat zu entkommen, separierte sich auf Grund ethnischer Konflikte zwischen Malaien und Chinesen 1965. Den Chinesen in Malaysia, die die Minderheit bilden, wurde immer wieder ein Übermaß von wirtschaftlichem Einfluss vorgeworfen. Dieses führte u.a. 1969 in Kuala Lumpur zu heftigen Auseinandersetzungen mit hunderten von Toten. Der neue Ministerpräsident Mahathir bin Mohamads setzte mit seinem Regierungsantritt 1981 das Ziel bis 2020 Malaysia zu einem vollständigen Industrieland umzubauen. Seitdem gab es ein immenses Wirtschaftswachstum und viele Investitionen. Das Meer an Wolkenkratzer ist der beste Beweis. 1999 wurden die Zwillingstürme der Petronas-Towers eröffnet, die mit 452m bis 2004 das höchste Gebäude der Welt waren. Immer noch ein beeindruckendes Gebäude.

Hindutempel Kuala Lumpur Eingang
Hindutempel Kuala Lumpur Eingang
Hindutempel Kuala Lumpur innen
Hindutempel Kuala Lumpur innen
Hindutempel Kuala Lumpur Säule
Hindutempel Kuala Lumpur Säule

Wir durchstreifen das quirlige Chinatown mit seiner berühmten Petaling Street, in der Plagiate von luxuriösen Taschen, Kleidungs-stücken bis hin zu namhaften Uhren angeboten werden. In einer Neben-straße besuchen wir einen chinesischen Tempel und zwei Straßen weiter treffen wir einen hinduistischen Tempel. Anschließend geht es mit der Bahn zum Platz der Unabhängigkeit, auf dem die Unabhängigkeit 1959 deklariert wurde. Vorher haben die britischen Kolonialherren hier Kricket gespielt. Die Rasenfläche wird von deren Kolonialbauten auf der einen und einer großen Moschee auf der anderen Seite gesäumt. Am Ende des Rasenplatzes steht ein 100m hoher Fahnenmast, an dem die Nationalflagge weht.

Chinesischer Tempel in Chinatown
Chinesischer Tempel in Chinatown
Drachen am Chinesischer Tempel in Chinatown
Drachen am Chinesischer Tempel in Chinatown
Hindutempel Kuala Lumpur Wandgemälde
Hindutempel Kuala Lumpur Wandgemälde

Tagsdrauf geht es zu den Batu Caves. In Höhlen befinden sich hinduistische Tempel. Früher lagen sie weiter außerhalb der Stadt, nun ist die Stadt bis an ihre Füße herangerobbt. Es ist heiß, sehr heiß. Selbst bei Wechseln von einem Bahngleis zum anderen, bei dem man ca. 150 m geht, transpirieren wir heftig. Unsere Oberkleidung und auch die Hosen zeigen deutliche Nässeflecken, während andere Touristen aussehen, als ob sie die Kleidung vor fünf Minuten erst angelegt haben. Wie machen die das nur?

Die Batu Caves liegen erhöht und sind über eine steile bunte Treppe zu erreichen, die unsere Schweißporen noch weiter in Wallung bringen. Im Gegensatz zu den anderen Tempeln, die wir am Vortag und am Folgetag besuchen, herrscht hier kein mystisches Flair. Die Touristenmasse überwiegt bei weitem. Affen sind die eigentlichen Herrscher in diesem Revier und in der großen Höhle. Wenn sie einen Touristen mit Essen oder einer Plastiktüte sehen, attackieren sie die Touristen und entwenden diese. Sie zeigen taktisches Raffinese. Wir wagen es nicht unseren Rucksack zu öffnen.

Wir nehmen den nächsen Zug zurück, wandern durch Little India, in dem inzwischen Geschäfte für Gold und für moslemische Mode vorzufinden sind. Wir machen eine Kaffeepause in einem Restaurant, das 10 Minuten von unserer Unterkunft entfernt ist. Kurz bevor wir los wollen, beginnt heftiger Regen. Wir wollen abwarten und warten, warten und warten. Da wir nicht entsprechend ausgestattet sind, buchen wir erstmalig einen "grab", das ist das asiatische Uber. Selbst reguläre Taxis kann man darüber buchen. Der Fahrer hat 27 Minuten Anfahrt. Obwohl er über die app darüber informiert ist, dass wir nur 5 Minuten per Auto von der Unterkunft entfernt sind, nimmt er die Fahrt an.

Ruth möchte gerne den taotischen Thean Hou Temple besichtigen, der weiter südlich liegt. Die Anfahrt dauert mit öffentlichen Verkehrsmittel über eine Stunde und beinhaltet einen halbstündigen Fussmarsch auf den Hügel. Angesichts der schweißdurchtriebenen Erfahrungen vom Vortag bin ich nicht begeistert. Ruth schlägt vor, einen "Grab" zu probieren. Wir bestellen einen Wagen, der fünf Minuten nach Bestellung vorm Hotel vorfährt und uns zwanzig Minuten später am Tempel absetzt. Selbst Taxifahrer bieten über "Grab" ihre Dienste an. Am Eingang unserer Unterkunft baut jeden Morgen eine junge Frau einen kleinen Stand mit ihrer Espressomaschine auf und bietet den Gästen ihre Kaffevariationen an. Sowas unterstütze ich gerne und gehe jeden Morgen mit meinem Thermobecher zu ihr. Während ich warte, fahren immer wieder "Grab"-Rollerfahrer vor. Aus den Fahrstühlen kommen dann junge Menschen des westlichen Kulturkreises und nehmen ihr bestelltes Frühstück entgegen. Bequem, für mich selber etwas befremdlich; scheinbar bin ich schon old-school. Ich mag gerne morgens durch eine Stadt zum Bäcker gehen, Brötchen kaufen und einen Cappucino schlürfen. Auch hier mache ich mich am vorletzten Tag auf dem Weg zu einer ca. 800 m. entfernten Bäckerei, die wir am Vortag entdeckt haben. Morgens hat jede Stadt ihren besonderen Charme, bevor - insbesondere in touristischen Hotspots - die Sightseeing-Massen losstürmen.

Im Thean Hou Temple praktizieren chinesische Buddhisten ihre Opfergaben und Gebete. Der Tempel wurde erst 1989 erbaut, wirkt aber älter und ist mit spirituellem Leben erfüllt. Die paar Touristen scheinen wenig zu stören. Dazu noch ein Blick über die Stadt. Wahrlich der Ausflug hat sich gelohnt.

Kuala Lumpur, dieser Mix aus Moderne und Tradition zieht uns in seinen Bann. Sei es die glitzernde Skyline und ihre berühmten Bauten wie Petrona Towers, KL Tower (Fernsehturm) und der Merdeka 118, genauso das Leben in den Straßen. Lächeln müssen wir, als wir sehen, dass der Luxusfahrzeugbauer Ferrari und der günstige Outdoormarkt decathlon direkte Nachbarn sind.  Sportwagen und Sportartikel unter einem Dach.

Als Einstieg für Asien haben wir uns nicht den schlechtesten Ausgangspunkt ausgesucht. Nicht so gehypt wie Bangkok, Singapur oder Shanghai und gerade darin liegt der Reiz.